7 Maßnahmen gegen Dinoflagellaten im Meerwasseraquarium

7 Maßnahmen gegen Dinoflagellaten im Meerwasseraquarium

Dinoflagellaten sind in jedem Meerwasseraquarium zu finden, so z.B. als lebenswichtiger Symbiont in Korallen oder als nahrhafter Bestandteil im Phytoplankton. Es gibt zig verschiedene Arten und während die einen recht nützlich sind, können andere Arten bei einer massenhaften Vermehrung den kompletten Aquarienbesatz dahinraffen. Im nachfolgenden Artikel scheren wir der Einfachheit halber alle Dinoflagellaten über einen Kamm, meinen dabei aber hauptsächlich die problematischen Dinoflagellaten-Arten.

Dinoflagellaten gehören zu den wohl hartnäckigsten Plagen in der Meerwasseraquaristik. Die einzelligen Lebewesen machen sich in Form unschöner bräunlicher Beläge in Deinem Aquarium bemerkbar. Zunächst breiten sie sich nur auf dem Bodengrund aus, werden aber im Verlauf der Beleuchtungsphase intensiver bis sie schließlich den kompletten Riffaufbau überwuchern. Für dich heißt das: schnell handeln und unbedingt dranbleiben! Denn Dinoflagellaten sind extrem anpassungsfähig und es braucht einiges an Geduld um sie langfristig loszuwerden.

Wir geben dir nachfolgend wichtige Tipps wie Du den Dino´s den Kampf ansagst.

#1 Zur Ursachen-Bekämpfung von Dinoflagellaten

Die Ursache ist immer ein sogenanntes biologisches Ungleichgewicht. Aber was heißt das jetzt im Detail? Dinoflagellaten treten häufig während der Einfahrphase auf. Da sie zu den Erstbesiedlern zählen, freuen sie sich über freies Siedlungssubstrat – frei bedeutet hier: frei von Konkurrenten wie Bakterien oder höheren Algen. Dinoflagellaten sind extrem anpassungsfähig und können Schwankungen in Salinität oder Nährstoff-Gehalten sehr gut kompensieren. Sie haben so einen riesen Vorteil gegenüber weniger anpassungsfreudigen Arten und setzen sich über lange Zeit durch. Häufig kommt es auch nach Cyano-Blüten oder großen Putzaktionen der Aquariendekoration zu Dinoflagellaten-Wuchs. Behandlungen mit Medikamenten bringen die Beckenbiologie durcheinander, rigoroses Putzen der Dekoration seitens des Aquarianers führt zu wieder freiem Siedlungssubstrat. Da Dinoflagellaten immer präsent sind (sei es in Form von Plankton oder als Zooxanthellen in Korallen), haben sie auch immer eine Chance sich ungehemmt zu vermehren. Um das zu verhindern, können Bakterienpräparate helfen. Auch der Einsatz höherer Algen wie Chaetomorpha oder Caulerpa kann eine Ausbreitung unerwünschter Plagen vorbeugen. Weiterhin sollten auch Licht, Strömung und Filterung optimiert werden. Zuletzt sind die Wasserwerte nicht zu vergessen. Auch eine gut besetzte Bodenreinigungscrew bestehend aus Schnecken, Einsiedlern und Baggergrundeln können vor der Ausbreitung von Dinoflagellaten helfen.

Dinoflagellaten auf Sand im Aquarium

Die Ausbreitung der Dinoflagellaten beginnt typischerweise auf dem Bodengrund. Die braunen Beläge werden im Tagesverlauf deutlich sichtbarer. Foto: anonym

#2 Die Vermehrung von Dinoflagellaten eindämmen

Wachsende Dinoflagellaten sind auf Vitamine, Aminosäuren und Spurenelemente (v.a. Eisen) angewiesen. Verzichte also vorerst auf die Zugabe solcher Mittel. Lasse weiterhin die wöchentlichen Wasserwechsel aus. Denn auch mit frischem Salzwasser fügst Du Deinem Aquarium eine Menge Spurenelemente hinzu. Falls Du doch einige der Beläge absaugen willst, fange das Wasser in einem Eimer auf und lasse es vorher über Filterwatte laufen. So kannst Du das „alte“ Wasser problemlos wieder zurückkippen.

#3 Dinoflagellaten aushungern lassen

Dinoflagellaten ernähren sich u.a. auch von Bakterien und Kieselalgen. Kieselalgen sind auf Silikat angewiesen. Entziehst Du also Deinem Wasser Silikat, bspw. mithilfe eines Silikat-Filters, entziehst du den Dinoflagellaten gleichzeitig ihre Nahrungsgrundlage. Zusätzlich solltest Du auf die Zugabe von Bakterien bzw. Bakterienfutter (Kohlenstoffquellen) verzichten.

Einige Dinoflagellaten-Arten sind außerdem auf Licht angewiesen, um sich, ähnlich wie Pflanzen, davon zu ernähren. Eine schrittweise Reduktion der Beleuchtungsdauer auf maximal 6 Stunden (zuliebe Deiner Korallen) wird sich daher positiv auf den Rückgang der Dino´s auswirken.

#4 Kalkwasser gegen Dinoflagellaten

Führst Du Deinem Aquarium Kalkwasser zu, so erhöhst Du den pH-Wert. Ein hoher pH-Wert bedeutet immer auch niedrige CO2-Werte. CO2 wiederum begünstigt die Ausbreitung der Dinoflagellaten, die Photosynthese betreiben. Stelle Deinen pH-Wert daher möglichst hoch (max. bis 8.5) ein, wobei der Wert pro Tag nie mehr als 0.1 ansteigen sollte. Das Kalkwasser tropfst Du am besten morgens vor dem Start der Beleuchtung langsam zu. Kalkwasser ist hoch alkalisch - vermeide unbedingt direkten Kontakt der Lösung mit Deinen Riffbewohnern und lasse das Kalkwasser bspw. im Technikbecken zutropfen.

Alternativ oder zusätzlich kannst Du auch die Ansaugluft des Abschäumers über Atemkalk (CO2-Filter) laufen lassen, um den pH-Wert zu erhöhen.

#5 Unterstützende Maßnahmen

Einige Dinoflagellaten-Arten sind toxisch. Um Vergiftungen, insbesondere von Algenfressern wie Seeigeln, Baggergrundeln, Schnecken und Einsiedlern vorzubeugen, filtere Dein Aquarienwasser zusätzlich über Aktivkohle um entstehende Gifte zu entfernen.

Leeres Schneckenhaus auf mit Dinoflagellaten befallenen Bodengrund

Einige Dinoflagellaten sind giftig und können insbesondere für Algenfresser wie Schnecken, Seeigel oder Einsiedlerkrebsen tödlich sein. Foto: anonym

#6 Licht aus, UV an!

Bei starkem Befall und einer Dinoflagellaten-Plage die im Tagesverlauf deutlicher und stärker wird, empfehlen wir Dir das Licht für 3 Tage komplett auszuschalten. Decke ggf. Dein Aquarium sogar ab, um einfallendes Sonnenlicht zu vermeiden. In dieser Dunkelphase gehen die üblicherweise substratgebundenen Dinoflagellaten in ein planktisches Stadium über und befinden sich nun frei in der Wassersäule. Mit einem leistungsstarken UV-Filter können die Dinoflagellaten auf diese Weise effektiv entfernt werden.

#7 Das letzte Mittel: die Chemie-Keule

Kommerziell erhältliche Lösungen gegen Dinoflagellaten-Befall gibt es bei vielen Händlern. Hierbei solltest Du Dich strengstens an die Hersteller-Anweisungen halten. Die Lösungen werden nachts zugegeben und sollten mit einer reduzierten Beleuchtungsphase über den Tag kombiniert werden. Adsorbierende Materialien/Filter (Aktivkohle, Phosphat-/Silikatadsorber, Zeolith…) entfernst Du am besten aus Deinem Aquarium, da sie den Wirkstoff aufnehmen und eine entsprechende Wirkung hemmen. Die Behandlungsdauer beträgt mindestens 2 Wochen und sollte nach Verschwinden der Beläge sicherheitshalber für mindestens 2 weitere Behandlungen fortgesetzt werden. Die Mittel sind i.d.R. verträglich gegenüber Fischen, Korallen und andere Wirbellose. Ausnahme sind Seeigel, die nach Möglichkeit vor der Behandlung umgesetzt werden sollten.

Wir hoffen, dass Dir diese Tipps helfen Deine Dinoflagellaten unter Kontrolle zu behalten und dass Du Dein Aquarium bald wieder in vollen (Dinoflagellaten-freien) Zügen genießen kannst. Das Wichtigste ist: früh reagieren und dran bleiben!