KORALLEN IM MEERWASSERAQUARIUM EINSETZEN - WANN, WIE UND WOHIN PLATZIEREN?

KORALLEN IM MEERWASSERAQUARIUM EINSETZEN - WANN, WIE UND WOHIN PLATZIEREN?
Diane Enkelmann
Diane Enkelmann

Es ist soweit: Dein Aquarium steht und Du hast schon fleißig durch Shops gestöbert und einige Korallen entdeckt die Dir gefallen. Aber ist Dein Becken eigentlich schon soweit? Welche Koralle muss wohin platziert werden? Wie dicht dürfen sie überhaupt stehen? Diese und andere Fragen beantworten wir im nachfolgenden Artikel.

Wann kann ich die ersten Korallen einsetzen?

Ganz einfach: sofort. Unter der Voraussetzung, dass der Salzgehalt und die Temperatur in Deinem Aquarium stimmen, kannst Du sofort mit dem Korallenbesatz beginnen. Eventuell solltest Du noch solange warten bis sich eingebrachter Bodengrund gesetzt hat und das Wasser klar ist. Aber insbesondere wenn Du künstliches Lebendgestein verwendest gibt es keinen Grund länger als nötig zu warten – denn was soll passieren, wenn keine Biologie ins Becken gebracht wird?

Der Haken an der Sache: Du solltest Dich entscheiden, ob Du entweder einen Komplettbesatz einbringst (Nachteil: hohe Investitionskosten) oder Dich zunächst nur auf sehr pflegeleichte Korallen beschränkst und sukzessive besetzt (Nachteil: Korallenauswahl begrenzt). In jedem Fall ist es wichtig in dieser ersten Phase die KH- und Nährstoffwerte regelmäßig zu überprüfen und ggf. anzupassen (vermeide Limitierungen). Mehr zum Thema Beckenstart findest Du in einem separaten Blog-Beitrag.

 

Wie befestige ich Korallen am Riffaufbau?

Korallen kannst Du ganz einfach mit Kleber an Deinem Riffaufbau befestigen. Es gibt unterschiedliche Arten von Klebern auf dem Markt, z.B. Gel-Sekundenkleber (empfehlenswert für Ableger) oder 2-Komponenten-Kleber und Riff-Mörtel (empfehlenswert für große Korallenstöcke). Viele Korallen kommen auf sogenannten Ablegersteinen. Die Ablegersteine sind praktisch in der Korallenzucht und im Versand, aber mitunter durchaus störend (und nicht schön anzusehen) im Riffaquarium. Um das zu vermeiden, kannst Du den Stift der Ablegersteine mit einer Zange oder einem Seitenschneider entfernen und nur mit dem flachen Stein aufkleben. Mit der Zeit wird die Koralle alles überwachsen und sich perfekt ins Riff integrieren.

 

Wohin platziere ich die Korallen?

Neben den artspezifischen Ansprüchen jeder einzelnen Koralle sind auch noch andere Aspekte bei der Positionierung im Aquarium entscheidend. Nachfolgend unsere Tipps für Dich:

 #1 Korallen für die Starklichtzone

Der zentrale, obere Bereich Deines Riffaufbaus sollte für die Sonnenanbeter unter den Korallen reserviert bleiben. Acropora, Stylophora & Co sind typische Kandidaten für diese Zone. Berücksichtige bei der Platzwahl, dass auch nach kräftigem Wachstum dieser Korallen noch ausreichend Licht in die darunter liegenden Zonen ankommen kann.

 

 

Stylophora pistillata gehört zu den Korallen, die weiter oben im Riff platziert werden können.

#2 Korallen für die Schwachlichtzone

Auf der anderen Seite gibt es Korallen, die für den Bodenbereich prädestiniert sind. Unter ihnen so bekannte Vertreter, wie die Scheibenanemone, Chalice oder Cyphastrea. Bedenke, dass auch diese Korallen Licht brauchen – sie sollten also nicht in komplett abgeschattete Bereiche verdammt werden.

 

#3 Korallen und Strömung – wer mag´s eigentlich turbulent?

Wenngleich es keine Koralle besonders mag unmittelbar vor die Strömungspumpe gesetzt zu werden, so gibt es durchaus Arten, die einen kräftigen Wasserstrom in ihrer Umgebung bevorzugen. Typischerweise sind das vor allem Korallen, die in der Natur auf dem Riffdach anzutreffen sind. Acropora, Stylophora, Montipora, aber auch Weichkorallen und Gorgonien gehören dazu. Regelrechte Strömungsmuffel dagegen sind die Scheibenanemonen und einige LPS-Korallen wie Blastomussa, Plerogyra, Fungia und Caulastrea.

 

Weichkorallen wie Sarcophyton fühlen sich an gut beströmten Standorten besonders wohl.

#4 Koralleninseln – perfekte Orte für potentiell invasive Korallen

Es gibt Korallen, die sich relativ schnell vermehren können. Wir empfehlen Dir solche Korallen auf „Koralleninseln“ – also bspw. einem separaten Stein, der etwas entfernt vom Hauptriffaufbau liegt, zu platzieren. So beugst Du einer unkontrollierten Ausbreitung vor. Zu den potentiell invasiven Korallen zählen insbesondere Xenien, Briareum und diverse Krustenanemonen.

#5 Vorsicht Kampftentakel – diese Korallen brauchen Platz

Sicherlich hast Du im Zusammenhang mit Korallen schonmal den Begriff „Kampftentakel“ gehört. Diese speziellen Polypen sind wichtig um sich im Riff und der begrenzten Ressource Raum gegen benachbarte Korallen zu behaupten. Korallen vernesseln damit ihr Gegenüber um sich Platz zum Wachsen zu schaffen. Nun möchtest Du solch einen Kampf aber nicht unbedingt in Deinem Aquarium. Da soll schließlich Frieden und Harmonie herrschen.

Zu den Korallen, die einen großen Sicherheitsabstand brauchen gehören u.a. Galaxea, Echinopora, Euphyllia, Platygyra und Goniopora. Im Idealfall platzierst Du diese Korallen so, dass die Strömung die Tentakel ins Freiwasser ragen lässt. Daneben gibt es Korallen, die zwar keine langen Tentakel ausbilden aber eine unglaublich starke Nesselkraft besitzen wie z.B. Hydnophora und Acanthastrea echinata. Sie sollten unbedingt so platziert werden, dass keine andere Koralle in sie reinfallen kann (z.B., weil sie sich unglücklicherweise vom Kleber löst).

#6 Flach wachsende Korallen – perfekt für die Rückwand oder senkrechte Bereiche im Riffaufbau

Manche Korallen passen ihre Wuchsform den herrschenden Umgebungsbedingungen (Licht und Strömung) an. Aber es gibt auch Korallen, die ausschließlich in die Fläche wachsen. Diese Korallen bieten sich insbesondere für die Rückwand oder Bare-Bottom-Becken (= Aquarien ohne Bodengrund) an. Typisch flachwachsende Korallen sind in großer Zahl unter den Cyphastrea, Favia, Leptastrea und Montipora zu finden.

 

#7 Korallen für sandige Böden

Sand, Detritus und aufgewirbelte Sedimente können für viele Korallen einen Stressfaktor darstellen. Achte vor allem bei Korallen, die Kelche ausbilden (Turbinaria, Echinopora, einige Montipora) darauf, dass sich kein Sediment in ihnen sammeln kann, denn das führt langfristig zum Absterben des darunterliegenden Gewebes.

Gut zurecht mit einem sandigen Untergrund kommen vor allem die „fleischigen“ LPS-Korallen wie Scolymia, Trachyphyllia, Duncansopsammia und Caulastrea. Goniopora mögen es sogar, wenn hin und wieder etwas Detritus aufgewirbelt wird und sie sich daraus etwas Nahrhaftes rausfangen können.

#8 Korallengärten – dicht an dicht

Wenn Du die Möglichkeit hast, plane unbedingt einen Korallengarten in Deinem Riff ein. Hier können Korallen dicht an dicht stehen ohne sich gegenseitig zu vernesseln. Das funktioniert allerdings nur mit eng verwandten Arten. So kannst Du z.B. Euphyllia paraancora, E. paradivisa und E. ancora ganz dicht zusammenstellen. Auch verschiedene Farbmorphen der Micromussa lordhowensis geben ein tolles Bild nebeneinander ab und vernesseln sich nicht gegenseitig. Dasselbe gilt für Zoanthus und diverse Weichkorallen.

 

Micromussa lordhowensis dicht an dicht. Verschiedene Farbmorphen derselben oder eng verwandter Arten können mitunter direkt nebeneinander gestellt werden ohne sich gegenseitig zu vernesseln.

#9 Die Ästhetik – Farbmix beachten

Ein nicht ganz unwichtiger Punkt ist die Wirkung der Korallenplatzierung auf Dich ganz persönlich. Für ein stimmiges Gesamtbild, positioniere die Korallen so, dass ein möglichst bunter Farbmix entsteht und Du bspw. nicht nur grüne Korallen in einer Ecke sammelst. Sehr natürlich wirkt es übrigens, wenn Korallen derselben Art und Farbe mehrfach im Riff auftauchen. Berücksichtige auch die Wuchsform, so machen sich plattenförmige Korallen besonders im Seitenbereich sehr gut, wo sie große schön geschwungene Platten ausbilden können ohne andere Korallen darunter abzuschatten. Bedenke dabei aber immer noch ausreichend Platz zur Scheibe zu lassen – sonst wird das Putzen irgendwann schwierig.

#10 Zu guter Letzt: Korallen, die viel Aufmerksamkeit brauchen

Ja, es gibt sie. Besonders pflegebedürftige Korallen. Zu ihnen gehört die wunderschöne Tubastrea, die ihre Polypen vor allem nachts öffnet und regelmäßig zugefüttert werden sollte. Platziere solche Korallen an Standorte im Riff, die Du (oder Deine Futterpipette) noch gut erreichen kannst.

Das waren unsere wichtigsten Tipps zur Korallenplatzierung im Meerwasseraquarium. Bei uns im Shop findest Du zu jedem Tier Angaben zu Strömungs- und Beleuchtungspräferenzen. Bei weiteren Fragen kannst Du uns jederzeit kontaktieren. Ansonsten wünschen wir Dir viel Freude beim Gestalten Deines Korallenriffs!

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