OPTIMALE CALCIUM- UND CARBONATVERSORGUNG IM MEERWASSERAQUARIUM
Eine besondere Freude für jeden Meerwasseraquarianer ist es zu beobachten wie die eingesetzten Korallen eine schöne Färbung ausbilden und wachsen. Dabei ist das Wachstum von Steinkorallen vor allem von zwei Ionen abhängig: Calcium (Ca2+) und Carbonat (CO32-). Diese beiden Bestandteile werden im Verhältnis 1:1 als Calciumcarbonat (CaCO3) in das Korallenskelett eingelagert.
Bestimmung der Calcium- und Carbonatkonzentration
Die vorliegende Konzentration der beiden Ionen kannst Du sehr einfach mithilfe von handelsüblichen Tröpfchenwassertests ermitteln. Der Test, mit dem die Konzentration der Carbonationen ermittelt wird, heißt KH-Test (Karbonathärte-Test; Einheit: °dH).
Mit einem KH-Test kann die Konzentration von Carbonationen im Meerwasser bestimmt werden.
Damit die Kalzifizierung, also die Bildung des Korallenskeletts, optimal ablaufen kann, sollte die Calciumkonzentration im Bereich von 400 bis 450 mg/l liegen und der Wert der Karbonathärte 7 bis 9 °dH betragen.
Methoden zur Calciumversorgung im Meerwasseraquarium
Wachsen Deine Korallen gut, so werden die beiden Ionen verbraucht, und sie müssen in regelmäßigen Abständen nachdosiert werden, um ihre Konzentration aufrecht zu erhalten. Dabei haben sich in der Praxis unterschiedliche Versorgungsmethoden bewährt. Zu den am häufigsten angewandten zählen die Kalkwassermethode, die Balling-Methode sowie der Kalkreaktor.
#1 Kalkwasser
Die Kalkwassermethode ist die älteste Methode und wurde bereits in den 1970ern von Peter Wilkens entwickelt. Bei dieser Methode wird Calciumhydroxid (Ca(OH)2) in Osmosewasser gelöst und anschließend tropfenweise in das Aquarium gegeben.
Da die entstehende Lösung stark alkalisch (basisch) ist, muss die Zugabe sehr langsam erfolgen, damit der pH-Wert des Beckens nicht zu schnell ansteigt. Die Zugabe sollte außerdem primär nachts erfolgen, wenn der pH-Wert aufgrund der reduzierten Photosyntheseaktivität in der Regel niedriger ist.
Die Kalkwassermethode führt allerdings hauptsächlich zur Erhöhung der Calciumkonzentration. Carbonationen entstehen bei der Kalkwassermethode nur indirekt durch die Zugabe von Hydroxidionen (OH-). Diese reagieren anschließend mit dem im Wasser gelösten Kohlenstoffdioxid (CO2). Deshalb ist die Kalkwassermethode nur bedingt für die Calciumversorgung eines voll besetzten und gut laufenden Meerwasseraquariums geeignet.
Calciumhydroxid ist als Pulver im Fachhandel erhältlich - gelöst in Osmosewasser, erhält man das sogenannte Kalkwasser.
#2 Kalkreaktor
Der Kalkreaktor ist ein technisches Element, welches Calciumcarbonat löst und die dabei entstehenden Ionen Deinem Aquarium zuführt.
Der Kalkreaktor besteht hauptsächlich aus einem mit Calciumcarbonat gefüllten Reaktorrohr. Mithilfe von Kohlenstoffdioxid (CO2) wird der pH-Wert innerhalb des Reaktors soweit abgesenkt, dass sich das Calciumcarbonat-Material beginnt aufzulösen. Bei diesem Vorgang entstehen sowohl Calcium- als auch Carbonationen, und das in einem ausgeglichenen Verhältnis.
Calciumcarbonat-Granulat ist eine gute Alternative zu Korallenbruch für die Kalkreaktor-Füllung.
Ein großer Nachteil dieser Methode ist der niedrige pH-Wert, der benötigt wird, um das Calciumcarbonat zu lösen. Das aus dem Reaktor austretende Wasser weist nun zwar einen hohen Gehalt an Calcium- und Carbonationen auf, aber auch einen Überschuss an Kohlenstoffdioxid.
Beim Betrieb eines Kalkreaktors solltest Du deshalb immer darauf achten, dass der Wasseraustritt aus dem Reaktor möglichst gering ist. Hierdurch wird die Verweilzeit des Kohlenstoffdioxids im Reaktor gesteigert und die Konzentration im Austrittswasser gesenkt. Im Gegensatz zur Kalkwassermethode kommt es nicht zu einem Anstieg des pH-Werts im Aquarium, sondern zu einem Abfall. Wenn es möglich ist, sollte der Reaktor deshalb vor allem tagsüber betrieben werden. Eine andere Möglichkeit ist die Kombination des Kalkreaktors mit der Kalkwassermethode, da sich die ergebenden pH-Wert Veränderungen ausgleichen.
#3 Balling
Die Balling-Methode wurde 1994 von Hans-Werner Balling entwickelt.
Für diese Methode werden zwei Salze in Osmosewasser gelöst, die u.a. Calcium- und Carbonationen enthalten. Es entstehen zwei Lösungen. Bei den verwendeten Salzen handelt es sich um Calciumchlorid (CaCl2) und Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3). Dosierst Du nun diese beiden Lösungen in Dein Aquarium, so bilden sich neben den gewünschten Calcium- und Carbonationen, zusätzlich Natrium- (Na+) und Chloridionen (Cl-).
Natrium und Chlorid sind die Hauptbestandteile im Meersalz (etwa 70 %). Daneben enthält eine handelsübliche Meersalzmischung weitere wichtige Makro- und Spurenelemente (etwa 30 %).
Die im Meerwasser enthaltenen Elemente liegen also in einem bestimmten Verhältnis zueinander vor. Gibst Du nun über einen längeren Zeitraum die beiden Balling-Lösungen in Dein Aquarium, so verschiebt sich dieses Verhältnis der Elemente zueinander. Deshalb wird bei der Balling Methode, in Abhängigkeit von der Menge der zudosierten Lösungen, die fehlenden Makro- und Spurenelemente in Form einer dritten Lösung zugeben. Diese wird mithilfe einer Mischung verschiedener Makro- und Spurenelemente hergestellt, die als natriumchloridfreies Meersalz bezeichnet wird.
Durch die abgestimmte Zugabe dieser drei Lösungen kommt es zwar zu einem Anstieg des Salzgehaltes, aber nicht zu einer Ionenverschiebung. Diesem Anstieg kannst Du entgegenwirken, indem Du beim Ansetzen von Meerwasser für den nächsten Wasserwechsel einfach weniger Meersalz verwendest.
Das war die Kurzübersicht zur Calcium- und Carbonatversorgung im Meerwasseraquarium.