Tridacna – Haltung und Pflege von Riesenmuscheln im Aquarium

Tridacna – Haltung und Pflege von Riesenmuscheln im Aquarium

Tridacna-Muscheln können 30 Jahre und älter werden. Damit sie diese Lebensspanne auch in Deinem Aquarium erreichen, haben wir ein paar Tipps zur Haltung dieser wunderschönen Riffbewohner.

Was ist das eigentlich, was die Tridacna so unglaublich gut aussehen lässt?

Das Geheimnis ihrer Schönheit sind Flitterzellen, oder fachmännisch: Iridocyten. So heißen die Zellen, die im Mantellappen der Tridacna sitzen, Guaninkristalle enthalten und einfallendes Licht reflektieren. Sie verleihen jeder Muschel ein einzigartiges Erscheinungsbild.

Neben den Flitterzellen befinden sich zahlreiche Symbiosealgen im Gewebe der Muschel. Sie ernähren die Tridacna mit Stoffwechselprodukten, die bei der Photosynthese anfallen. Diese Eigenschaft teilen sich die Riesenmuscheln mit Korallen. Beide Tiergruppen sind daher grundsätzlich recht ähnlich in ihren Ansprüchen an die Aquarienhaltung.

Die wichtigsten Punkte für die Tridacna-Haltung sind Beleuchtung und Kalkversorgung

Platziere Deine Tridacna an einem gut ausgeleuchteten Standort im Aquarium und vermeide Abschattungen durch Riffaufbauten oder Korallen. Insbesondere junge Muscheln können noch recht mobil sein und sich mithilfe eines Fußes fortbewegen. Wähle daher einen bodennahen Standort, sodass die Muschel nicht runterfallen und sich verletzen kann.

Natürlicherweise kommen Tridacna Muscheln vor allem in der Flachwasserzone bis 15 m vor. Ein tageslichtähnliches Spektrum der Beleuchtung ist daher die beste Wahl für die Haltung. Bei einer Beleuchtung mit hohem Blauanteil, achte vermehrt auf eine ausreichende Nährstoffversorgung. Eine Limitierung von Nitraten und Phosphaten bei gleichzeitiger intensiver Blau-Beleuchtung könnte sonst Deine Muschel unnötig stressen.

Durch das Schalenwachstum können Muscheln eine beträchtliche Menge an Calcium und Magnesium verbrauchen. Eine stabile Kalkversorgung (z.B. Balling oder All-For-Reef) ist damit das A & O für das Wohlergehen Deiner Tridacna.

Muschelhalter für Tridacna – ja oder nein?

Ja, denn der wunde Punkt einer Riesenmuschel sitzt auf der Unterseite: die Byssal-Öffnung. Unmittelbar dahinter befindet sich die Byssusdrüse. Sie produziert starke Fäden mit Hilfe derer sich die Muschel an Substrat festhalten kann. Die Byssal-Öffnung ist ein typischer Angriffspunkt von Borstenwürmern. Platziere Deine Tridacna deshalb nie direkt auf den Bodengrund oder in den Sand, sondern auf einen Muschelhalter. Die Größe der Byssal-Öffnung variiert von Art zu Art. Am größten ist sie bei Tridacna crocea. Diese Art sollte also unbedingt auf einem Muschelhalter platziert werden.

Tridacna von Substrat ablösen

Tridacna Muscheln dürfen niemals gewaltsam von Substrat gelöst werden. Selbst ein vermeintlich vorsichtiges Rausdrehen kann dazu führen, dass die Byssusdrüse beschädigt oder sogar rausgerissen wird. Solche Aktionen führen meist unweigerlich zum Tod der Tiere. Solltest Du eine Muschel einmal unbedingt von irgendetwas entfernen müssen, so bleibt nur die Option die Byssusfäden mit einem scharfen Skalpell oder einer Rasierklinge vorsichtig zu durchtrennen.

Tridacna Muscheln füttern – ja oder nein?

Nein, denn Tridacna Muscheln ab etwa 4 cm Schalenlänge müssen nicht gezielt gefüttert werden. Sie beziehen ihre Energie nahezu ausschließlich aus Stoffwechselprodukten der Symbiosealgen. Für die Ernährung ist es daher wichtig, die Bedingungen für die Symbiosealgen zu optimieren. Eine kräftige Beleuchtung und ein paar gelöste Nährstoffe im Wasser - viel mehr braucht eine Tridacna eigentlich nicht. Eine Ausnahme sind sehr junge und kleine Exemplare, deren Mantellappen noch nicht groß genug sind. Diese sollten mit sehr kleinem Phytoplankton wie Isochrysis zugefüttert werden. Sei generell vorsichtig mit der Gabe von Staubfutter. Bei kleinen Muscheln kann das zum Verkleben der inneren Organe führen.

Arten innerhalb der Gruppe der Tridacninae

Tridacninae umfassen insgesamt 12 Arten aufgeteilt in den Gattungen Tridacna und Hippopus. Tridacna maxima und T. crocea sind dank ihrer Attraktivität die am häufigsten anzutreffenden Arten im Aquaristikhandel. Aber auch Hippopus hippopus, T. squamosa und T. derasa können, wenn auch seltener, in einzigartigen Farbmustern vorkommen. Die Arten können zum Teil bereits an ihrem Farbmuster voneinander unterschieden werden. Eine sichere Bestimmung erfolgt aber üblicherweise anhand der Schalenmorphologie (z.B. symmetrisch/unsymmetrisch) oder Mantelcharakteristika (hängt er über den Schalenrand?; Tentakel an Einstromöffnung?).

Seltene Tridacna squamosa

Extrem selten im Handel zu finden: Tridacna squamosa in blau

Welche Tridacna ist die Richtige für mich?

Als wichtigstes Kriterium bei der Auswahl einer Riesenmuschel für Dein Aquarium ist die zu erwartende Endgröße anzusehen. Tridacna crocea ist mit einer Maximalgröße von 15 cm das Küken unter den Riesenmuscheln und generell eine gute Wahl für die Aquarienhaltung. Dagegen wird Tridacna gigas mit einer zu erwartenden Endgröße von 140 cm und einer Wachstumsrate von 8-12 cm pro Jahr für die wenigsten Aquarien in Frage kommen.

Art

zu erwartende Endgröße

Tridacna crocea

15 cm

Tridacna maxima

25 cm

Tridacna squamosa        

40 cm

Hippopus hippopus

40 cm

Tridacna derasa

80 cm

Tridacna gigas

140 cm

 Tridacna derasa

Tridacna derasa ist mit Abstand die anspruchsvollste Riesenmuschel und sollte nur bei sehr stabilen Wasserwerten gepflegt werden.

Tridacna öffnet nicht richtig – warum?

Störungen durch Glasrosen, Algen oder benachbarte Korallen sind häufig ein Grund, weshalb Riesenmuscheln ihren Mantellappen nicht ganz ausfahren. Daneben kann ein Standort mit zu starker Strömung oder andere Riffbewohner, die an der Muschel knabbern, die Ursache für eine oft verschlossene oder nur halb geöffnete Muschel sein. Auch ein Befall durch Parasiten oder eine Krankheit kann nicht ausgeschlossen werden. Die Ursache solltest Du auf jeden Fall ausfindig machen und ändern oder beseitigen, denn ansonsten kann die Muschel daran eingehen.

8 typische Krankheiten und Parasiten bei Tridacna und wie Du sie bekämpfen kannst

#1 Gehäuseschnecken

Insbesondere ein Vertreter der Gattung Turbonilla aus der Familie der Pyramidellidae, allgemein bekannt als Reiskornschnecke, können Tridacna Probleme machen. Die kleinen weißen Schnecken sitzen bevorzugt am Schalenoberrand, unter dem Mantellappen der Muschel und saugen von der Blutlypmhe des Tieres. Ein geringes Vorkommen dieser Schnecken ist unproblematisch. Sollte sich die Schnecke jedoch ungehindert vermehren können, kann das bei starkem Befall tödlich für eine Tridacna enden.

Um die Schnecken loszuwerden hilft am besten ein wiederholtes Absuchen und manuelles Entfernen der kleinen Plagegeister – v.a. nachts. Um weiterhin sicherzustellen, dass sich die Schnecken nicht vermehren, kannst Du eine UV-C-Filterung anschließen sowie die Abschäumung verstärken. So werden die planktonischen Larvenstadien aus dem System entfernt. Als natürliche Fressfeinde sind juvenile Lippfische der Art Coris gaimard bekannt.

#2 Bohrschwämme

Erkennbar als eine Vielzahl kleiner, eng benachbarter Löcher die mit Schwammgewebe gefüllt sind, können Bohrschwämme Riesenmuscheln extrem schwächen. Als Behandlung sollten die betroffenen Stellen mit 1%igem Formalin betupft (außerhalb vom Aquarium!), danach mit Süßwasser gespült und das Tier anschließend in ein Quarantänebecken überführt werden.

#3 Gewebeverletzungen durch Krabben oder Fische

Tendenziell können alle Algenfresser im Aquarium zum Problem für Tridacna werden – v.a. aber dann, wenn keine Algen mehr verfügbar sind. Innerhalb der Krebstiere sind das v.a. Arten aus den Gruppen Xanthidae, Portunidae und Dardanus. Aber auch einige Fische sind dafür bekannt an dem Mantellappen der Tridacna zu zupfen. Vorsicht ist vor allem bei der Vergesellschaftung mit Lipp-, Pinzett- und Kaninchenfischen geboten. Auch größere Doktorfische können Appetit auf Riesenmuscheln bekommen, wenn keine anderen Algen zur Verfügung stehen.

Prophylaktisch solltest Du Deine algenfressenden Riffbewohner immer ausreichend mit Nahrung versorgen. Sobald Du Bissspuren an der Muschel entdeckst, beschütze sie vor weiteren Angriffen. Decke sie dazu mit einem lichtdurchlässigen Gitter bzw. Korb ab oder nehme den Übeltäter aus dem Aquarium und gebe ihn bspw. zu einem befreundeten Aquarianer.

Bissspuren tridacna

Deutlich erkennbare Bissspuren an einer Tridacna crocea. Im Verdacht steht ein Kaninchenfisch. Die Muscheln wurden daraufhin in Körben mit Korallenbruch und Lichtrasterplatten abgedeckt. Nach etwa 4 Wochen war der Mantel wieder nachgewachsen.

#4 Bleaching

Genauso wie Korallen können auch Tridacna ihre Symbiosealgen bspw. durch zu hohe Wassertemperaturen oder Strahlungsintensität verlieren und bleich werden. Während weiße Korallen das Fehlen der Symbiosealgen durch partikuläre Ernährung kompensieren und sich von einer kurzzeitigen Bleiche erholen können, überleben Riesenmuscheln ein komplettes Ausbleichen in der Regel nicht. Wenn Du bemerkst, dass Deine Muschel extrem aufhellt, so platziere sie entweder in eine schwächer beleuchtete Zone oder reduziere die Lichtintensität bzw. die Beleuchtungsdauer.

#5 Bakterielle Infektionen

Davon sind vor allem Jungmuscheln gefährdet. Bakterielle Infektionen äußern sich durch Gewebezerfall. Vibrionen oder Aeromonas-Arten können die Ursache sein. Die beste Vorbeugung ist eine einwandfreie Beckenhygiene (regelmäßige Wasserwechsel, Entfernen von Mulm etc.), gründliches Spülen von jeglichem Frostfutter sowie eine UV-C-Filterung.

#6 Protozoen Infektionen

Eigentlich sind nur gestresste Tiere von einer solchen Infektion gefährdet. Zu den Symptomen gehören eine weit geöffnete Einstromöffnung, ein unvollständiges Öffnen des Mantellappens sowie weißliche Flecken auf den Nieren (äußerlich nicht erkennbar). Vermeide solche Infektionen, indem Du Stressfaktoren reduzierst: sorge für einen behutsamen Transport, eine optimale Hälterung und wende beim Umsetzen in ein neues Becken die Tröpfchenmethode an.

#7 Kälteschädigung

Für Tridacna gilt: eine kurzzeitige Unterkühlung ist kritischer als eine Überhitzung. Wassertemperaturen unterhalb von 20 °C können sich bereits negativ auswirken. Das Tier zieht dann den Mantellappen zurück und reagiert kaum noch auf Licht- oder Berührungsreize. Optimal ist eine Wassertemperatur zwischen 24 und 26 °C.

#8 Schwermetallvergiftung

Wirbellose wie Tridacna reagieren auf Vergiftungen durch Schwermetalle besonders schnell und empfindlich. Symptome sind ein extremes Aufhellen und eine stark geweitete Einstromöffnung. Gründe können korrodierende Gegenstände (Strömungspumpen, Pinzetten, Klingenreiniger…), verunreinigte Zugaben (Meersalz, Trinkwasser…) oder eine Überdosierung von Spurenelementen sein. Wichtig ist hier wieder die Ursache so schnell wie möglich zu erkennen und zu beheben. Daneben hilft ein großer Wasserwechsel, der Einsatz von Aktivkohle oder die Zugabe von Detox der Marke Triton.

Das Wichtigste nochmal zusammengefasst:

  • Gewöhne die Muschel behutsam mithilfe der Tröpfchenmethode in Dein Aquarium ein
  • Platziere sie auf einen Muschelhalter
  • Sorge für eine kräftige Beleuchtung und stabile Kalkversorgung
  • Entferne die Muschel nie gewaltsam von Substrat
  • Tridacna crocea und T. maxima sind am besten für eine Aquarienhaltung geeignet
  • Eine zusätzliche Fütterung ist nicht notwendig
  • Vermeide die Vergesellschaftung mit potentiellen Fressfeinden
  • Halte Aktivkohle und einen UV-C-Filter für den Notfall parat